Die Hexenverfolgung stellt einen der finstersten Abschnitte der europäischen Geschichte dar. Von Frauen und Männern wurden zahlreiche unschuldige Menschen verfolgt, gefoltert und hingerichtet, in dem Glauben, dass sie mit dem Teufel im Bunde standen und übernatürliche Kräfte besaßen. Eine Stadt, die besonders für ihre Hexenverfolgungen bekannt ist, ist Würzburg.
Die Hexenverfolgungen in Würzburg begannen im 16. Jahrhundert und erreichten im 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Im Jahr 1629 erreichte der Hexenwahn in Würzburg einen traurigen Höhepunkt, als unter dem Einfluss von Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg eine umfangreiche Hexenjagd begann. Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg war ein bedeutender geistlicher Politiker und Kirchenführer, der von 1628 bis 1631 das Bistum Würzburg leitete. Geboren im Jahr 1596 in Ehrenberg, stammte er aus einem adeligen Geschlecht und wurde in jungen Jahren zum Priester geweiht.
Seine Amtszeit als Fürstbischof war von politischen und religiösen Konflikten geprägt. In dieser Zeit tobte der Dreißigjährige Krieg, der auch vor dem Bistum Würzburg nicht haltmachte. Philipp Adolf von Ehrenberg führte das Bistum während einer der schwierigsten Phasen seiner Geschichte und es war seine Aufgabe, die Interessen der Kirche zu verteidigen und das geistige Leben der Gläubigen aufrechtzuerhalten.
Als Politiker war er bekannt für seinen diplomatischen Geschick und seine Fähigkeit, zwischen den verschiedenen Parteien zu vermitteln. Er setzte sich für den Schutz und die Rechte der katholischen Kirche ein und versuchte, die protestantischen Einflüsse einzudämmen. In seiner Amtszeit wurden zahlreiche Kirchen und Klöster wiedererrichtet oder renoviert, um dem Bedürfnis der Gläubigen nach geistlicher Unterstützung gerecht zu werden.
Die Frage, warum der Fürstbischof eine solche brutale Verfolgung von angeblichen Hexen durchführen ließ, wirft interessante Diskussionen auf.
Die Hexenverfolgung war zu dieser Zeit in vielen Teilen Europas ein weit verbreitetes Phänomen. Die meisten Fürstbischöfe hatten ihre eigenen persönlichen und politischen Gründe für die Durchführung von Hexenprozessen und Hinrichtungen. Doch was trieb Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg an, diese Praktiken besonders energisch zu verfolgen?
Eine mögliche Erklärung für seine Vorgehensweise könnte darin liegen, dass Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg ein überzeugter Anhänger des spanischen Habsburger Hauses war. Dieses Haus führte zu dieser Zeit einen erbitterten Kampf gegen die protestantische Reformation und betrachtete Magie und Hexerei als Bedrohung für den katholischen Glauben. Es ist anzunehmen, dass der Fürstbischof seinen Beitrag zur Bekämpfung der Ketzer leisten wollte, um seine Treue zum spanischen Habsburger Haus zu zeigen.
Ein weiterer möglicher Grund liegt in der politischen Beweggründung des Fürstbischofs. Die Hexenverfolgungen boten eine Möglichkeit, politische Gegner zu beseitigen oder unliebsame Personen auszuschalten. Es wird vermutet, dass einige der Angeklagten im Rahmen der Hexenprozesse tatsächlich politische Feinde des Fürstbischofs waren. Indem er diese als Hexen anklagte und verurteilte, konnte er sich ihrer entledigen und gleichzeitig seine Autorität und Macht stärken.
Tatsächlich existieren historische Aufzeichnungen, die darauf hinweisen, dass die Hexenverfolgung unter der Herrschaft von Philipp Adolf von Ehrenberg mehr ein politisches als ein religiöses Motiv hatte. In verschiedenen Quellen wird erwähnt, dass der Fürstbischof diese Praxis als Werkzeug zur Machtsicherung genutzt habe.
Ein Beispiel für einen der blutigsten Hexenprozesse in Würzburg ist der Fall von Anna Schergin. Sie wurde im Jahr 1627 aufgrund von Hexerei angeklagt und gefoltert, um ein Geständnis zu erzwingen. Die Foltermethoden waren grausam und unmenschlich, doch Anne Schergin gab keine Schuld zu. Trotzdem wurde sie schließlich zur Hinrichtung durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen verurteilt und am 28. April 1627 öffentlich hingerichtet.
Das wahrscheinlich letzte Opfer der Hexenjagt von Würzburg war Maria Renata Singer Freifrau von Mossau. Sie wurde im Jahr 1679 geboren und wuchs in einer Zeit auf, als der Aberglaube und die Furcht vor Hexen in der Gesellschaft weit verbreitet waren. Als junge Frau trat sie dem Nonnenorden der Magdalenerinnen im Kloster Maria Stern bei Würzburg bei.
Es gibt mehrere historische Quellen, die Maria Renatas Geschichte dokumentieren. Eine davon ist das Werk “Hexenprozesse in Würzburg im 17. Jahrhundert” von Hermann Müller. Diese Quelle enthält detaillierte Aufzeichnungen über die Anklage und den Prozess gegen Maria Renata.
Der Prozess gegen Maria Renata begann im Jahr 1741, als sie wegen Hexerei, Teufelspakt und Mord an einem sechsjährigen Mädchen angeklagt wurde. Während des Verfahrens gab es zahlreiche Zeugenaussagen, die die Vorwürfe gegen sie stützten. Dennoch beteuerte Maria Renata bis zum Ende ihre Unschuld.
Am 21. Juli 1742 wurde Maria Renata schließlich wegen Hexerei zum Tode durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Das historische Dokument “Bericht von der Justiz Ratione Processus contra eine über die Hexerey, Satanismo et Sacrilegio beschuldigt und damnirte Persohn” bestätigt dieses grausame Urteil. Es ist bekannt, dass zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert in Würzburg rund 900 Menschen wegen Hexerei angeklagt wurden.
Die Hexenverfolgungen in Würzburg wurden erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts eingedämmt. Die Aufklärung und die sich entwickelnde Vernunft führten schließlich zur Erkenntnis, dass die Hexenverfolgungen auf irrationalen Ängsten und Aberglauben beruhten.
Frauen galten als besonders anfällig für Hexerei und wurden daher häufiger beschuldigt und verfolgt. Die Kirche und der Staat nutzten den Hexenwahn, um ihre Autorität und Kontrolle über die Bevölkerung auszubauen. Es ist ein Stück dunkler Geschichte die zum Nachdenken über aktuelle Themen wie Vorurteile, Unterdrückung, die Instrumentalisierung von Wissen und Macht anregt.
Das Museum im Kulturspeicher in Würzburg präsentiert vom 7. Oktober 2023 bis zum 4. Februar 2024 die Ausstellung “HEXEN! Über Körper, Wissen und Macht”. Die Ausstellung wirft einen kurzen Blick auf die Geschichte der Hexenverfolgung.